FRANKFURTS NEUE ALTSTADT

Zwischen Neubau und Rekonstruktion

F-04 KLASSIK-TOUR // Frankfurt am Main

Keine Frage, die »immer neue Altstadt« stößt auf viel Zustimmung und Anerkennung. Fast möchte man die vorherigen Diskussionen vergessen, die so schwierige Fragen aufwarfen wie: »Was ist eine originalgetreue Rekonstruktion?«, »Was ist denn nun alles authentisch in der Altstadt?« oder »Was ist mit dem Begriff ‘schöpferische Nachbauten’ gemeint?«

Einleitung

Frankfurt ist seit Mai 2018 um eine Sehenswürdigkeit reicher: Mitten im historischen Herzen der Stadt wurde die ›neueste Altstadt der Welt‹ gebaut, nachdem die Frankfurter Altstadt im Zweiten Weltkrieg fast vollständig zerstört wurde. Bis dahin eine der größten Fachwerkstädte Deutschlands, sollten in den Diskussionen um eine angemessene Neugestaltung des historischen Zentrums viele Jahrzehnte vergehen, bevor die Sehnsucht nach dem historischen Vorkriegszustand das heutige DomRömer Areal hervorbrachte. Möglich wurde dies durch den Abriss des Technischen Rathauses, eines im Brutalismus der 1960er Jahre errichteten Baus auf einem 7.000 Quadratmeter großen Grundstück. Auf dieser Fläche im zentralen Teil der Altstadt zwischen Römer und Dom entstanden zwischen 2012 und 2018 insgesamt 35 Häuser auf historischen Parzellen: 20 als Neubauten sowie 15 als schöpferische Nachbauten. Sie bilden alle bedeutenden Epochen und Baustile ab, die auch in der historischen Altstadt zu finden waren und bringen so das Altstadtflair zurück in die historischen Gassen.

Die neue Altstadt stößt auf viel Zustimmung und Anerkennung. Fast möchte man die vorherigen Diskussionen vergessen, die so schwierige Fragen aufwarfen wie: „Was ist eine originalgetreue Rekonstruktion?“, „Was ist denn nun alles authentisch in der Altstadt?“ oder „Was ist mit dem Begriff ‘schöpferische Nachbauten’ gemeint?“ Wie die Architekten nun vorgegangen sind und welche Strategien sie beim Wiederaufbau verfolgt haben, soll die Führung erhellen.

Tour

Die Rekonstruktion von vollständig verlorenen gegangen Gebäuden eröffnet eine ganze Reihe von Möglichkeiten und Fragestellungen. Muss man genau den Zustand vor der Zerstörung wiederherstellen oder kann man etwas neues wagen? Wie frei darf man bei einer „interpretierenden Rekonstruktion“ entwerfen? Frankfurts mittelalterliche Altstadt wurde nicht 1 zu 1 wiederaufgebaut, sondern es wurde ein Experiment unternommen, bei dem Rekonstruktionen, die historische Bauten wiederauferstehen lassen, neben modernen Neubauten Bestand haben. Wie sich diese verschiedenen Ansätze unterscheiden und warum sie sich gegenseitig nicht ausschließen, sondern sogar eine spannende Symbiose eingehen, möchte die Führung mit dem Architekturhistoriker Dr. Arne Winkelmann bzw. der Architektin Andrea Schwappach klären.

Die Tour beginnt auf dem Paulsplatz mit einer Einführung in die Stadtgeschichte und -entwicklung. Inhalt der Tour sind neben der Besich­tigung der Neuen Altstadt vor allem die Hintergründe, gesellschaftlichen Willensbildungs- wie auch politischen Entscheidungsprozesse, die den Wiederaufbau eines Stücks Altstadt erst möglich machten. Von der Architektur über den Stadtraum, den planungs- und baurechtlichen Hürden, die es zu überwinden galt und den Vorgaben des Gestaltungs­beirats, der Nutzungsmischung, dem Nebeneinander alltäglichen Lebens und touristischer Anziehungskraft — anhand der Neubebauung des DomRömer Areals lassen sich verschiedene Aspekte städtischer Baukultur studieren und diskutieren. Ergänzt werden kann die Tour um einen Besuch der Kaiserpfalz franconofurd, einen Spaziergang entlang der postmodernen Häuserfront der Saalgasse und / oder eine Führung durch das Historische Museum.

 

DAUER: als öffentliche Tour rund 1,5 Stunden
als individuelle Tour je nach Auswahl und Themenschwerpunkt 1,5 bis 2,5 Stunden
TREFFPUNKT:
am Einheitsdenkmal vor der Paulskirche
ENDE DER TOUR:
vor der Goldenen Waage
GUIDE:
Andrea Schwappach oder Arne Winkelmann
TEILNEHMERBEITRAG: early-bird € 19 // regulär € 22 // ermäßigt € 15

TERMINE: Fr 17.07.2020, 18–19.30 Uhr // Sa 25.07.2020, 13–14.30 Uhr // Fr 16.10.2020, 19–20.30 Uhr

Projektauswahl

Paulskirche und Paulsplatz // Römerberg mit Ostzeile Ernst Schirmacher, 1983 // DomRömer Areal verschiedene Architekten, 2018 // Börsenverein des Deutschen Buchhandels/ ehem. Büro ABB ABB Otto Apel, 1956/ Sanierung und Erweiterung: Scheffler + Partner, 2011 // MMK Museum für Moderne Kunst Hans Hollein, 1991 // Hauptzollamt Werner Hebebrand, 1927 // Haus am Dom Jourdan Müller PAS, 2007 // Stadthaus am Markt Meurer Architekten, Stadtplaner + Ingenieure mit cba architectes, Luxemburg, 2015 // Kunsthalle Schirn Bangert Jansen Scholz Schultes, 1985 // Saalgasse verschiedene Architekten, 1988 // Historisches Museum LRO Lederer Ragnarsdóttir Oei, 2017 // Evangelische Akademie (Römer 9) Meixner Schlüter Wendt, 2017 // Mainufer und Eiserner Steg

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